Der Heimatabend wird in der Braunschweiger Zeitung angekündigt:

 

Wie Bodenstedt für Flüchtlinge zur neuen Heimat geworden ist

 

Bodenstedt Die Hofstelle in Bodenstedt – heute Ausstellungsstätte „ZeitRäume“ – war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das neue Zuhause für viele Flüchtlinge.

Ein Zuckerrübentransport im Jahre 1940 vor dem Hof „ZeitRäume“.

Foto unten: privat

 

. Am morgigen Dienstag lädt der Verein „ZeitRäume Bodenstedt“ in diese Hofstelle ein, um mit der Bevölkerung in zwangloser Atmosphäre über das Thema „Alte und neue Heimat Bodenstedt“ zu sprechen.

Die Flüchtlinge und Vertriebenen hätten nach 1945 in Bodenstedt – wie in vielen anderen Dörfern auch – auf landwirtschaftlichen Höfen gewohnt, und zwar in provisorischen Unterkünften auf sehr beengtem Raum.

„Später siedelten sie sich in Bodenstedt an, bauten eigene Häuser, pflegten Traditionen, die sie aus ihrer früheren Heimat kannten, und übernahmen die Gewohnheiten von den Alt-Bodenstedtern“, beschreibt der Vereinsvorsitzende Christoph Mayer. „Die nächsten Generationen der Kriegskinder und -enkel wurden zu Bodenstedtern, die die alte Heimat nur noch aus Erzählungen kennen.“

Bei dem Heimatabend am heutigen Dienstag in den „ZeitRäumen“ hofft der Verein auf Unterstützung aus der Bevölkerung. „Wir freuen uns, wenn Sie etwas beitragen können: eine Geschichte, alte Fotos, Bücher, Zeitschriften oder Postkarten, Rezepte und vieles mehr“, erklärt der Vereinsvorsitzende.

Wer etwas zum Essen mitbringt – vielleicht ein Gericht aus der Nachkriegszeit, an das sich jeder gern erinnert –, sollte Bescheid sagen beim Vorsitzenden Christoph Mayer.

Der Heimatabend zum Thema „Alte und neue Heimat Bodenstedt“ beginnt am Dienstag, 25. Juni, um 18 Uhr im ehemaligen Pferdestall der „ZeitRäume“ in Bodenstedt, Hauptstraße 10. Der Eintritt ist frei. Anmeldung ist möglich unter (0 53 02) 43 22 oder unter c.mayer@tu-bs.de per Mail.

Alte und neue Heimat „Bodenstedt“

Die Braunschweiger Zeitung berichtet:

 

Vom Totengräber, Nachtwächter und der „Totenfrau“

 

Bodenstedt „Er war Nachtwächter, Totengräber, Gemeindediener und Kirchenvogt in einer Person“, erinnert sich Heinz Heike (68) aus Bodenstedt noch genau zurück.

Zum Heimatabend in der Ausstellungs- und Begegnungsstätte „ZeitRäume“ in Bodenstedt erschienen zahlreiche Zuhörer.

Foto unten: Udo Starke

 

Gemeint ist Robert Behme, dessen Frau eine „Totenfrau“ war – sie hat Verstorbene gewaschen und angezogen, eine Arbeit, die heute Bestattungsinstitute übernehmen.

Der Bodenstedter Verein „ZeitRäume“ hatte zum Heimatabend mit dem Thema „Alte und neue Heimat Bodenstedt“ in die Ausstellungs- und Begegnungsstätte eingeladen. „Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben viele Flüchtlinge und Vertriebene in Bodenstedt ihr neues Zuhause gefunden“, blickte Vereinsvorsitzender Christoph Mayer zurück. „Dabei kamen sie auf landwirtschaftliche Höfe und lebten in provisorischen Unterkünften auf beengtem Raum.“ Später siedelten sich die Flüchtlinge und Vertriebene in Bodenstedt an, bauten eigene Häuser, pflegten Traditionen, die sie aus ihrer früheren Heimat kannten, und übernahmen Gewohnheiten von den Alt-Bodenstedtern.

Beim Heimatabend kamen die verschiedenen Generationen ins Gespräch: Mit Hilfe mitgebrachter Bilder erinnerten sich die Teilnehmer an vergangene Tage und tauschten Geschichten aus. Zu sehen war unter anderem die Hauptstraße, einzelne Höfe, das Spritzenhaus, die Bäckerei in der Bäckerstraße, das Gemeindebüro und Arbeiten auf dem Feld. „Da wurden noch flächenmäßig Erbsen angebaut und von Pflückern geerntet. Die Fotos sind wahre Raritäten, denn wer hatte zu der Zeit schon einen Fotoapparat?“, erklärte Mayer. Die Dias stammen aus dem Fundus des kürzlich gestorbenen Heimatpflegers Günter Braunschweig, der das Werk von Rudolf Paes weitergeführt hat.

Wie es sich für einen Heimatabend gehört, wurde auch Kulinarisches aus alter Zeit angeboten: Dazu zählten eine Graupensuppe, ein schlesischer Kartoffelsalat, Quarkspeisen und die für damals typischen Schnittchen.

Nach dem Diavortrag wurden die Tische zusammengerückt, und in Grüppchen klönten die Teilnehmer noch lange über vergangene Zeiten. Da machten viele Geschichten die Runde – interessante, lustige, schöne, aber auch tragische und schmerzhafte.

Fotos von Bernhard Wolters

Kreisheimatbund Peine
Kreisheimatbund Peine