Modezeitungen

Großstädtische Welt in die Stube geholt

 

Bodenstedt

Eine Ausstellung in den Zeit-Räumen zeigt Frauenbilder und Frauenleben aus fünf Jahrzehnten.

 

„Mode-Zeiten“ titelt eine Ausstellung in den Zeit-Räumen in Bodenstedt, die von Dr. Karin Ehrich und der Gleichstellungsbeauftragten Helga Abel erarbeitet worden ist und am Donnerstag, 18. April, eröffnet wird. Gezeigt werden Frauenbilder und Frauenleben aus fünf Jahrzehnten.

Agnes Meier (1888 – 1963) war mehrere Jahrzehnte lang die Besitzerin der Hofstelle mit angeschlossener Gastwirtschaft, die heute unter dem Namen „ZeitRäume“ Bodenstedt eine vergangene Lebenswelt im ländlichen Raum wieder lebendig werden lässt. Als junge Frau entwickelte sie ein großes Faible für luxuriöse Mode- und Gesellschaftszeitschriften, die die Grundlage der Ausstellung bilden.

Zeitschriften sind immer auch Spiegel der Gesellschaft und ihrer Veränderungen. Sie spiegeln den jeweiligen Zeitgeist, die Ideale einer jeden Epoche sowie das „Ambiente“, mit dem Menschen ihre spezifische soziale Stellung in der Gesellschaft unterstreichen sollten bzw. konnten. In diesem Sinne zeigen die Journale in besonderem Maße die gesellschaftliche Entwicklung von Frauenbildern in der Zeit der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus sowie in der Nachkriegszeit und im „Wirtschaftswunder“ in zahlreichen Facetten auf: durch die jeweilige Kleidermode, durch die vorgestellten Berufe für Frauen sowie und durch die Beschreibung von Wohnungseinrichtungen und von „angesagtem“ weiblichen Freizeit- und Konsumverhalten.

So holten sich Agnes Meier und ihre Tochter Marie-Luise Paes mit den Journalen eine mondäne, großstädtische Welt in ihre „gute Stube“ im Dorf.

Diese Ausstellung nimmt Helga Abel zum Anlass, sich als Gleichstellungsbeauftragte nach 17-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand zu verabschieden.

http://www.braunschweiger-zeitung.de/region/peine/vechelde/grossstaedtische-welt-in-die-stube-geholt-id964076.html

Agnes Meier mit Tochter
Agnes Meier mit Tochter

Modezeitschriften als Spiegelbild für das Frauenbild

Bodenstedt

Agnes Meier war eine kluge Frau: Die Hofbesitzerin und Gastwirtin in Bodenstedt wusste, dass man Schätze am besten in einer Bauerntruhe aufbewahrt.

 

Bericht von Rainer Heusing in der Braunschweiger Zeitung 20.4.2013

 

Einige davon werden jetzt, 50 Jahre nach ihrem Tode, in der früheren Kegelbahn der ehemaligen Gaststätte in einer Ausstellung gezeigt. Sie trägt den Titel „ModeZeiten in Bodenstedt“.

Der Untertitel heißt: „Frauenbilder und Frauenleben aus fünf Jahrzehnten“. Die Ausstellung hätte auch gut unter der Überschrift „Das Leben der Familien Meier und Paes und ihr Blick in die weite Welt“ stehen können. Denn Agnes Meier (1888 bis 1963) hatte in besagter Bauerntruhe eben auch Mode- und Gesellschaftszeitschriften aufbewahrt, die später ihre Tochter Marliese (verheiratete Paes) wie einen Schatz hütete.

Der wurde erst nach deren Tod 2006 gefunden. Seitdem ging die Gemeinde Vechelde, die die ehemalige Hofstelle zur Ausstellungs- und Begegnungsstätte „ZeitRäume“ an der Hauptstraße in Bodenstedt ausgebaut hat, mit der Idee schwanger, mit diesen Funden an die Öffentlichkeit zu gehen.

Der Einstieg in die Familiengeschichte Meier sei ihr „eine Herzensangelegenheit“ gewesen, sagte Helga Abel am Donnerstagabend bei der Ausstellungseröffnung. Die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Vechelde hat gemeinsam mit der Historikern Karin Ehrich (Hannover) die Ausstellung erarbeitet.

Zu sehen sind vier Vitrinen und acht Ausstellungsbanner. Auf einem dieser Banner, die die Grafikerin Anja Fass (Braunschweig) gestaltet hat, ist zu lesen: „Agnes Meier holte sich mit den Luxusmagazinen eine mondäne, großstädtische Lebenswelt in ihr Dorf und so manche Idee für ihren Lebensstil.“ Zu ihren Lieblingszeitschriften gehörten damals „Der Silberspiegel“, „Die Dame“, „Constanze“ und später die „Brigitte“.

In Modezeitschriften „wird auch das Frauenbild dargestellt“, erläuterte Karin Ehrich. Wie es sich seit 1920 in den folgenden fünf Jahrzehnten änderte, ist in der Ausstellung am Beispiel der Familie Meier anschaulich zu erleben.

Da ist auf den Bannern unter anderem zu lesen, dass die Frau im Nationalsozialismus zwischen kühler Eleganz und „Volkstracht“ (Dirndl) gewandelt habe, dass 1949 die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Grundgesetz verankert worden sei, dass sich „mutige Frauen“ in den 1960er Jahren mit Mini-Rock oder Jeans auf die Straße wagten und dass Marliese Paes „Zeit ihres Lebens Wert auf gutes Aussehen“ gelegt habe.

Ausstellungseröffnung „ModeZeiten“ (v.l.): Dr. Karin Ehrich, Helga Abel und Tanja Fass.

 

Die PAZ Berichtet:

 

Ausstellung "ModeZeiten" eröffnet

Bodenstedt.

Mit der Eröffnung der Ausstellung „ModeZeiten in Bodenstedt - Frauenbilder und Frauenleben aus fünf Jahrzehnten” in den „ZeitRäumen” verabschiedete am Donnerstagabend Vecheldes Bürgermeister Hartmut Marotz die Vechelder Gleichstellungsbeauftragte Helga Abel, die nach 17 Jahren altersbedingt aus dem Amt ausscheidet.

Die Grundlage der Ausstellung, welche von Helga Abel und der Historikerin Dr. Karin Ehrich vorbereitet worden war, bildet die umfangreiche Zeitschriftensammlung der früheren Hofbesitzerin Agnes Meier (1888-1963) und ihrer Tochter Marie-Luise Paes (1915-2006). Diese hatten von der Zeit der Weimarer Republik bis in die 60er-Jahre Frauenzeitschriften gesammelt wie „Die Dame”, „Film und Frau”, „Der Silberspiegel” und später „Brigitte”. Anhand der Zeitschriften werden die Frauenbilder und die Mode der verschiedenen Jahrzehnte dokumentiert - von der knabenhaften „Neuen Frau” der 1920er, über die von den Nazis favorisierten volkstümlichen Trachten, die militärisch angehauchte Mode der Kriegszeit und die adrette Hausfrauenmode der 50er bis hin zu den ersten Miniröcken. „Eine solche Ausstellung war uns immer eine Herzensangelegenheit”, sagten Abel und Marotz zur Eröffnung. Die Realisierung sei aufwendiger gewesen als zunächst erwartet. „Mir war es sehr wichtig, eine Historikerin ins Boot zu holen”, so Abel. Besonders hilfreich seien die Interviews mit einigen Zeitzeugen gewesen, die Agnes Meier persönlich kannte. Marotz bedankte sich bei Abel für ihre „Pionierarbeit” im Bereich der Gleichstellung in der Gemeinde. „Wir wollen das Amt der Gleichstellungsbeauftragten als Nebenamt mit zehn Wochenstunden erhalten und nicht in ein Ehrenamt umwandeln”, kündigte er an.

Kreisheimatbund Peine
Kreisheimatbund Peine