MI, 20.11. 19:30 UHR VORTRAG HERR AXEL RICHTER

 

„EIN GLAUBE, ZWEI KONFESSIONEN – GESCHICHTE UND GESCHICHTEN AUS DER

 ANFANGSZEIT DER REFORMATION"

 

„Es war ein langer und keineswegs konfliktloser Weg vom Thesenanschlag Martin Luthers 1517 in Wittenberg bis zur friedlichen Ökumene der christlichen Kirchen heute. Der Vortrag führt zurück in die unmittelbare Anfangszeit der Reformation im Braunschweigischen Land, insbesondere in den Dörfern Bodenstedt, Köchingen und Liedingen. Anhand erhalten gebliebener Kirchenvisitationsprotokolle aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird der Widerstreit zwischen der katholischen und der protestantischen Lehre bei Einführung der Reformation nachgezeichnet und dabei zugleich ein Einblick in das Dorfleben vor mehr als 450 gewährt. Über ausgewählte Beispiele wird das Verhältnis der beiden Konfessionen in die Gegenwart zurückgeführt.“

 

Die Braunschweiger Zeitung berichtet:

 

Reformation – Pfarrer heiratete Köchin

 

Bodenstedt

 

Der Heimatpfleger Axel Richter berichtete über die Veränderungen im Alltag der Dorfbevölkerung.

 

Von Udo Starke

 

Die Reformation – sie hatte auch Auswirkungen auf Dörfer wie Bodenstedt, Köchingen und Liedingen. „Die Menschen waren wohl erleichtert über die neue Glaubenslehre, aber es dauerte eine Zeit, sich auf das neue Glaubensbekenntnis einzustellen“, berichtete der Liedinger Heimatpfleger Axel Richter – er referierte in den Bodenstedter „ZeitRäume“ über den Glauben mit zwei Konfessionen (katholisch, evangelisch).

  

Richter erzählte Geschichten aus der Anfangszeit der Reformation am Beispiel der Dörfer Bodenstedt, Köchingen und Liedingen – zwischen den drei Dörfern herrschte seit jeher früh ein Zusammenhalt. Er erinnerte an das Jahr 1517, als Martin Luther seine 95 Thesen auf die Tür der Schlosskirche in Wittenberg nagelte – und die Reformation einläutete. Die kirchliche Erneuerungsbewegung führte zur Spaltung des Christentums. Luther wollte allerdings nicht mit der alten Kirche brechen.

 

„Man spürte damals schnell, dass auch die neue Konfession Ansprüche stellte wie seelsorgerische Sicherung. Zudem war man bestrebt, Tendenzen mit Brauchtum auszugrenzen. Dabei setzte die Bevölkerung jedoch weiter auf ungeschriebene Dorfsolidarität“, machte Richter anhand von historischen Textquellen deutlich, denn die Menschen seien aufeinander angewiesen gewesen.

 

So ging es vor fast 500 Jahren auch über Angaben, wie Pfarreien ausgestattet sein sollten. Dazu zählte laut Richter vor allem die Versorgung. Er gab Einblicke in das damalige pralle Dorfleben mit großen Themen wie Brauchtum und Aberglaube, erinnerte an Abgaben und eine Fülle von Diensten. Und: Es geschah durch die Reformation auch, dass ein Pfarrer eine Köchin heiratete.

 

Die jüngste Geschichte zeige aber auch konfessionelle Gegensätze, gerade auch auf dem Hof (heute ZeitRäume) in Bodenstedt angesichts der Flüchtlinge und Vertriebenen. Richter erinnerte auch an Pfarrer Hans Buttler aus Vallstedt, der einst Katholiken die evangelische Kirche im Ort gern zur Verfügung stellte; aber es sollte nicht geläutet werden, um nicht für den Katholizismus zu werben.

 

„Man gewährt sich bis dato gegenseitige Wertschätzung, was unter anderem auch ökumenische Gottesdienste belegen“, sagte der Ortsheimatpfleger und fügte hinzu, es sei lange Zeit nicht selbstverständlich gewesen, dass Menschen beider Konfessionen an einem Tisch säßen

 

Ortsheimatpfleger Axel Richter (links) beleuchtete in den „ZeitRäumen“ das Leben auf den Dörfern wie Bodenstedt, Köchingen und Liedingen.

Foto: Udo Starke

 

Kreisheimatbund Peine
Kreisheimatbund Peine